Mit der seit 20 Jahren größten Studentendemonstration am Regierungssitz – 40 000 Studierende kamen nach Bonn – erreichten die Hochschulproteste am 27. November einen vorläufigen Höhepunkt. In den Tagen danach schlossen sich weitere Universitäten dem Vorlesungsboykott an. Im Oktober hatten die „Blätter“ eine Diskussion über Hochschulmisere und Hochschulreform eröffnet. Dem folgt nun, geprägt von den aktuellen Ereignissen, ein zweites Paket von Stellungnahmen, das sich mit Zielen und Perspektiven der Bewegung befaßt.
(Vgl. auch „Dokumente zum Zeitgeschehen“.) – D. Red.
Eigentümlicherweise wird unser Land regelmäßig im Abstand von ziemlich genau zehn Jahren von einer studentischen Protestbewegung überzogen. Jede dieser Bewegungen kann als Ausdruck eines spezifischen Entwicklungsstandes der bundesdeutschen Hochschulpolitik verstanden werden.
Die Mutter aller Revolten – 1968 – war zwar in erster Linie eine studentische Bewegung, sie wandte sich aber sehr viel intensiver gegen den Vietnamkrieg oder gegen die Notstandsgesetze als gegen den Muff unter den Talaren der Ordinarienuniversität. Dennoch trug sie ganz maßgeblich zur Schaffung des bildungspolitischen Reformklimas der frühen 70er Jahre bei. Doch von nun an führten die Studierenden nur noch Abwehrkämpfe.