Zu Beginn des Wahljahres 1998 verbreiten vor allem die Vertreter und Nutznießer der noch amtierenden Bundesregierung rosige Prognosen für die Entwicklung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. 2) "Die Wirtschaftsaussichten für 1998 sind durchweg positiv" verkündete DIHT-Präsident Hans Peter Stihl. Wachstumsraten zwischen 3,0 und 3,5% seien "durchaus möglich" und deshalb könne "mit einem verhaltenen, aber kontinuierlichen Abbau der Arbeitslosigkeit von Frühjahr 1998 an" gerechnet werden. 3) Die vorliegenden Daten für die Wirtschaft in Ostdeutschland verhageln diesen wahlorientierten Zweckoptimismus. Hier sind auch für 1998 Wachstumsschwächen und steigende Arbeitslosigkeit nicht zu kaschieren. Im Jahre 1997 lag die Zuwachsrate des BIP in Ostdeutschland unter der für das frühere Bundesgebiet. Damit bestätigte sich erneut, daß im Ergebnis der Transformationsstrategie der Bundesregierung eine strukturschwache Wirtschaftsregion entstand, die eigenständig nicht reproduktionsfähig, vielmehr hoch transferabhängig und zudem stark anfällig gegenüber konjunkturellen Schwankungen und weltmarktbedingten Störungen ist.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.