Die Spendenaffäre ist weitgehend zu Ende, der Fluss kehrt in sein altes Bett zurück. Die Wahlen in Schleswig-Holstein haben deutlich gemacht, dass die CDU ihre Wähler halten kann, wenn sie zusammensteht. Das wird - leider - auch Roland Koch nutzen. Er kann, wenn die hessische FDP nicht umfällt, die Affäre aussitzen. Als "konservative" Integrationsfigur des hessischen Kampfverbandes wird er dringend gebraucht, nicht nur in Wiesbaden, auch in Berlin. Es mehren sich die Stimmen des "nun sei es genug" und folglich wird sich nichts ändern. Den großen Ankündigungen werden kaum Taten folgen. Schon warnen viele vor Schnellschüssen. Das ist sachlich bestimmt richtig und dennoch falsch. Denn beide großen Volksparteien haben die Spenden- und die Flugaffäre zu keiner Zeit als Moment der moralischen Erneuerung verstanden. Sie waren nur Instrument im Machtpoker - Aufklärung nicht als moralische Reinigung, sondern als kluger Akt der Selbstbehauptung. Und wenn Schnellschüsse nicht sein dürfen, wird sich nichts ändern. Man wird vorsichtiger umgehen mit Geld aus zweifelhaften Quellen und vielleicht auch die Selbstbedienungsmöglichkeiten bei öffentlichen Institutionen einschränken, aber eben ohne innere Überzeugung, getrieben von den Medien und einer von ihnen aufgebrachten Öffentlichkeit.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.