Zwei in der Woche des amerikanischen Unabhängigkeitstags veröffentlichte Meldungen verdienen wegen ihrer Aussagen über die Zukunft unsere Aufmerksamkeit. Die erste bestätigt eine entscheidende Veränderung in der ethnischen Zusammensetzung der USA. In der Zeit bis zum 1. Juli 2001 wird Kalifornien sich zu dem ersten amerikanischen Grenzstaat entwickeln, in dem nicht-hispanische Weiße in der Minderheit sind. Vor dreißig Jahren war Kalifornien zu 80% weiß, um es in einer zweideutigen, aber notwendigen Kategorie auszudrücken. Die zweite Meldung betraf eine Untersuchung des American Council of Trustees and Alumni, durchgeführt unter 556 kurz vor ihrem Abschluß stehenden Universitätsstudenten, die eine der 55 "führenden Universitäten und Colleges, darunter Harvard, Princeton und Brown" besuchen. Keine dieser Lehranstalten verlangt ein Seminar über amerikanische Geschichte. Den Studenten wurden nach dem Zufallsprinzip 34 Multiple-Choice-Fragen auf Oberschulniveau zur Geschichte der USA gestellt. Der Durchschnitt der richtigen Antworten belief sich auf nur 53%. Die Studenten sollten den Inhalt der Emancipation Proclamation 1) angeben; 26% antworteten korrekt. Sie wurden gefragt, welcher General die Schlacht von Yorktown während des Unabhängigkeitskriegs gewann. 34% entschieden, es sei wohl George Washington gewesen.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.