Die Stille nach dem Unfall dauert. Sissi ist von einem Tanklaster überfahren worden, unter den sich Bodo vor seinen Verfolgern verknecht. Bei den Auspuffrohren treffen die künftigen Liebenden sich: Die junge Frau kriegt keine Luft, und er ist sofort mit der richtigen medizinischen Behandlung zur Stelle: Beherzt setzt er ihr mit dem Taschenmesser einen Schnitt in die Luftröhre, und daß sowas Tracheotomie heißt, weiß er vielleicht sogar auch. Der sonst eher selten fällige Eingriff dient hier der spektakulären Inszenierung einer Liebes-Geburt, skurril und realistisch zugleich, mit Stöhnen, Blutspritzern und Flüstermonolog. Und obwohl die Frau bei der Begegnung nicht ganz bei sich ist, hat sie Feuer gefangen und kämpft nun beharrlich den ganzen Film lang um den Mann, oder besser: um die Erfüllung ihres Liebesschicksals, weil, so der Regisseur, "jemand, der liebt, eine wahnsinnige Kraft und beinahe Penetranz entwickeln kann, wenn es darum geht, die Barrieren des anderen zu überwinden, die Verweigerung zu brechen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.