Ausgabe Januar 2001

NATO passé?

Londons Boulevardpresse und die europafeindlichen Konservativen lassen am Projekt einer neuen Armee im Dienste eines europäischen "Superstaates" kein gutes Haar. Diese würde die NATO zerstören und zur Abkehr der USA vom alten Kontinent führen. Dabei ist gerade Großbritannien mitverantwortlich für diese "Armee", hat es doch unzweideutig auf die Schaffung einer multinationalen Streitmacht hingearbeitet, die sich der NATO nicht unterordnet. Nun haben 13 europäische Länder sich verpflichtet, bis zu 200 000 Soldaten, 350 Flugzeuge und 100 Marineeinheiten bereitzustellen.

Es wird sich aber nicht um stehende Streitkräfte handeln. Auf Befehl der Europäischen Union könnte ein ständiger Stab von 100 Offizieren in Brüssel innerhalb von 60 Tagen eine dem Einsatzzweck angemessene Streitmacht von bis zu 60 000 Soldaten mit Luft- und Seeunterstützung bereitstellen. Sie würde zusammengestellt aus für diesen Zweck reservierten Einheiten, die zusammen ausgebildet wurden und erfahren im gemeinsamen Einsatz sind. Die geplante Truppe soll mit der NATO zusammenarbeiten und Zugriff auf bestimmte Ressourcen der Allianz erhalten. Die Gesamtzahl der verfügbaren Einheiten würde es gestatten, per Rotation ständig bis zu 60 000 Männer und Frauen im Einsatz zu halten.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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