Wenn sogenannte Türken der dritten Generation zum ersten Mal bei einer hiesigen Zeitungs-, Radio- oder Fernsehredaktion vorstellig werden, dann sind sie kaum einfallsreicher als Deutsche, die Nachwuchskräfte werden wollen: "Guten Tag, mein Name ist XY, ich bin freie/r Journalistin in Kleinenbroich am Niederrhein und ich habe da ein interessantes Thema für Sie... ". Je nachdem wie die Kollegin oder der Kollege in der Redaktion gelaunt ist, lautet die Antwort "Ja, sehr interessant, geben Sie mir doch Ihre Nummer, ich melde mich dann bei Ihnen." Oder: "Oh nein, in Kleinenbroich am Niederrhein haben wir zehn Autoren, die ausgerechnet Ihr Thema schon 30 Mal an uns verkauft haben." Mehr oder weniger höfliche, aber unbeholfene Antworten auf Themenangebote, die oft ebenso unbeholfen vorgetragen werden. "Türken der dritten Generation" aber machen nach dem "...habe da ein interessantes Thema für Sie..." garantiert weiter mit zum Beispiel "Türken der ersten Generation in deutschen Altenheimen". In diesem Umfang "zum ersten Mal" möchten sie der "Frage nachgehen", ob für die türkische Großmutter oder den türkischen Großvater "in der Seniorenstation Ecke Nollendorfer/Eifelstraße im Kleinenbroicher Westend ein Gebetsraum eingerichtet wird" - oder besser gesagt: warum dies nicht geschehen soll.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.