Ausgabe November 2001

Die Silhouette von New York

Dabei wissen wir doch: Auch der Haß gegen die Niedrigkeit Verzerrt die Züge. Auch der Zorn über das Unrecht Macht die Stimme heiser. Ach, wir Die wir den Boden bereiten wollten für die Freundlichkeit Konnten selber nicht freundlich sein. Bertolt Brecht, An die Nachgeborenen

Der Leitartikler der FAZ schien erleichtert. Der Kampf gegen den Terrorismus sei "aus einer beinahe unwirklichen Phase eines gespannten Wartens herausgetreten". 1) Das e n d l i c h verkniff er sich; die Suggestion reichte allemal. Es ist Krieg. Und diejenigen, denen das contre coeur geht, die Frieden und nicht noch mehr Opfer wollen, die sich fürchten vor einer militärischen Involvierung deutscher Soldaten, sie werden gebraucht, möglicherweise dringender als in den zwei Kriegen zuvor, als es erst gegen Saddam Hussein und ein paar Jahre später gegen Milosevic ging. Der Krieg ist ambivalent angelegt - gegen Osama bin Laden und seine Taliban-Gastgeber, nicht gegen das afghanische Volk, und doch in dem Wissen, dass es zivile Opfer geben wird (und mittlerweile gegeben hat). Und er birgt Eskalationsrisiken besonderer Art. Was geschieht, wenn die talibanisierten Teile der pakistanischen Gesellschaft und ihrer Institutionen den Putschpräsidenten Muscharraf davonjagen, der in diesem Fall das kleinere Übel gewesen wäre? Pakistan besitzt Atomwaffen. Indien ebenso.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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