Ausgabe Januar 2003

Von Porto Alegre nach Florenz

Demonstrationen anlässlich des G 8- Gipfels im französischen Evian, des Frühjahrstreffens von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington sowie der GATS-Runde zur weltweiten Liberalisierung von Dienstleistungen im Frühjahr - die Agenda der Globalisierungskritiker, die auf dem ersten Europäischen Sozialforum (ESF) in Florenz verteilt wurde, ist für 2003 nicht nur gut gefüllt, sie liest sich auch wie die Jahre zuvor: als Mobilisierung von Gipfel zu Gipfel. Dies mag auf den ersten Blick seltsam anmuten; kritisierten doch bereits vor den Aktionen gegen das G8-Treffen in Genua 2001 die ersten Aktivisten, das summit hopping lasse eine politische Perspektive vermissen. Doch eine außerparlamentarische Bewegung ist nicht nur aus Gründen medialer und damit politischer Wahrnehmbarkeit auf solche Momente öffentlicher Präsenz angewiesen - sie bieten ihr auch eine Möglichkeit, einer Klärung der internen Differenzen über die eigenen Ziele aus dem Weg zu gehen.

Die Globalisierungskritiker, vom politischen Gegner links liegen gelassen und nicht zur Positionierung gezwungen, setzen derzeit auf Einigkeit. Nur so lassen sich die immer größeren Events erfolgreich über die Bühne bringen.

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In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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