Nicht nur in Staaten der so genannten Dritten Welt, wie etwa Bangladesch, Burundi oder Burkina Faso, sondern auch in der Bundesrepublik wachsen immer mehr Kinder und Jugendliche in materieller Not auf. Man spricht aus diesem Grund von einer "Infantilisierung der Armut" (Richard Hauser), und selbst die Bundesregierung hat inzwischen festgestellt, dass Kinder hierzulande mittlerweile die am häufigsten und stärksten von Armut bedrohte Altersgruppe bilden.1 Fast jedes fünfte Kind leidet unter der relativen (Einkommens-) Armut seiner Familie. Dies kann zu schweren psychosozialen Belastungen führen, zieht fast zwangsläufig den Ausschluss junger Menschen aus vielen Lebenszusammenhängen nach sich und beeinträchtigt damit auch die Chancengleichheit in der Gesellschaft, vor allem hinsichtlich der Bildung, nachhaltig.2
Armutsphänomene, Mangelerscheinungen und Bedürftigkeit sind kein neues Phänomen; auch die Kinderarmut, eine besonders subtile Form der Ausgrenzung und der Gewalt gegenüber den schwächsten Gesellschaftsmitgliedern, gibt es keineswegs erst seit kurzem. Gleichwohl weist sie "moderne" bzw. "postmoderne" Züge auf, die es nahe legen, ihre Entstehungsursachen in jüngerer Zeit zu suchen.