Ausgabe November 2005

Wenn der Souverän gesprochen hat

Neoliberalismus as usual

Der Pulverdampf des Wahlkampfs hat sich verzogen, die Koalitionsverhandlungen haben begonnen. Die schrillen Töne und gegenseitigen Herabwürdigungen sind vorbei, so ist zu hoffen. Doch wer geglaubt haben sollte, nach der Wahl würden die neoliberalen Forderungen etwas leiser klingen, sieht sich getäuscht. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, so etwas wie die Denkfabrik der Arbeitgeber, macht jedenfalls dort weiter, wo es vor der Wahl aufgehört hat. Bereits am Mittwoch nach der Bundestagswahl legte es unter dem schönen Slogan „Vision für Deutschland – was jetzt zu tun ist!“ seine Forderungen an die neue Regierung vor. Faktisch handelte es sich dabei bereits um die Ausarbeitung einer neuen Koalitionsvereinbarung. Nur die Koalition dafür gab es, zumindest zu diesem Zeitpunkt, noch nicht. Die gewöhnlichen Wählerinnen und Wähler werden sich allerdings warm anziehen müssen, wenn dieser Katalog sozialpolitischer Brutalitäten in der Tat zum künftigen Kompass der bundesdeutschen Politik werden sollte.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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