Ausgabe März 2006

Tschad vs. Sudan: Plündern und Herrschen

In letzter Minute könnte Muammar al- Gaddafi einen Krieg zwischen Sudan und Tschad beigelegt haben. Der libysche Präsident, der sich seit seiner „Entschurkung“ in der Rolle des Friedensstifters gefällt, konnte seine guten Beziehungen zu den Präsidenten des Tschad, Idriss Déby, und des Sudan, Omar al-Bashir, nutzen, um am 9. Februar eine friedliche Beilegung des seit langem schwelenden zwischenstaatlichen Konflikts zu verkünden.

Seit Beginn des Krieges in Darfur, der, von der Weltöffentlichkeit fast unbeachtet, unvermindert weitergeht, hatte der Sudan dem Tschad vorgeworfen, Guerillagruppen zu unterstützen. In den letzten Monaten wurde nun, nach Angriffen sudanesischer Truppen und mit ihnen verbündeter Milizen auf tschadische Städte sowie verstärkten Guerillaaktivitäten im Tschad, der umgekehrte Vorwurf erhoben, der Sudan würde seinerseits die tschadische Guerilla unterstützen. Der von Libyen vermittelte Friedensvertrag verpflichtet jetzt beide Staaten, Angriffe von ihrem Territorium aus zu unterbinden und keine Guerillagruppen gegen die jeweils andere Regierung mehr zu unterstützen. Die Rede ist auch von einer Friedenstruppe, wobei noch nicht klar ist, wer diese stellen solle. „Zur Not“, kündigte Gaddafi an, würde auch Libyen 100000 Soldaten zur Verfügung stellen, um eine „fremde Intervention in afrikanische Angelegenheiten“ zu verhindern.

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema