Ausgabe September 2006

Verhöhnter Souverän

Wie die Hamburger CDU das Wahlrecht aushebelt

In Hamburg spielt sich zur Zeit ein Lehrstück in Sachen Demokratie ab. Dabei geht es zum einen um den Stellenwert der so genannten Volksgesetzgebung, zum anderen um eine Reform des Wahlrechts. Gerungen wird also um die Ausgestaltung der beiden institutionellen Wege, auf denen das Volk laut Grundgesetz „die Staatsgewalt ausübt“.

An beiden Fronten hat es in der Bundesrepublik in den letzten eineinhalb Jahrzehnten bemerkenswerte Änderungen zu Gunsten der demokratischen Mitwirkungsmöglichkeiten gegeben. Auch wenn die Bundesebene davon ausgenommen blieb, trugen die Reformen auf Länder- und Kommunalebene dazu bei, die Bürgerinnen und Bürger wieder näher an die politische Klasse heranzuführen.1

Auf der Landesebene manifestierte sich der Demokratisierungsschub in erster Linie in der Einführung bzw. im Ausbau der direktdemokratischen Verfahren. Diese waren zwar in den meisten Ländern von Hause aus vorgesehen, spielten im Verfassungsleben aber keine nennenswerte Rolle. Dies änderte sich erst ab Ende der 80er Jahre. Wichtigste Ursache dafür war sicher das erweiterte Bedürfnis nach politischer Partizipation im Zuge der entstandenen neuen sozialen Bewegungen. Nachhaltige Rückwirkung auf den Reformprozess entfaltete nach 1989 die Verfassungsgebung in den neuen Ländern.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.