Ausgabe Juli 2009

Nie wieder Exportweltmeister

„Exportweltmeister“ – jahrelang war dieser Begriff Ausdruck deutschen Selbstbewusstseins. Mehr als ein Dutzend Mal konnte die Bundesrepublik den Titel für sich verbuchen, und seit über drei Jahrzehnten hat sie einen festen Platz unter den Top-Exporteuren der Welt. Dass Deutschland sogar die Supermacht USA im Warenhandel überholen konnte, erschien als unbestreitbares Zeugnis ökonomischer Potenz. Jedes Mal, wenn die Handels-Goldmedaille ins Haus stand, brachen Unternehmer, Politiker, Ökonomen und Arbeitnehmer in kollektiven Jubel aus. Der Anspruch, Exportweltmeister zu werden, wurde beinahe zum identitätsstiftenden Ziel der Nation.

Doch nun wird das Land von einer jähen Enttäuschung heimgesucht. Um knapp 30 Prozent brachen die Exporte im April 2009 gegenüber dem Vorjahresmonat ein. Und weil fast die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus dem Verkauf von Waren im Ausland geschöpft wird, zieht der Einbruch einen steilen Absturz auch der nationalen Konjunktur nach sich. Scheinbar über Nacht ist die pole position zum Problem geworden. Denn die Ersten bei den Exporten trifft es nun am härtesten. Tatsächlich ist Deutschlands Abhängigkeit vom Weltmarkt gerade auch während der letzten zehn Jahre dramatisch gewachsen; allein zwischen 1999 und 2006 wuchs die Warenausfuhr erneut um sagenhafte 75 Prozent. 1 Das allerdings wirft nun, in Zeiten der Krise, erhebliche Fragen auf.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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