„Exportweltmeister“ – jahrelang war dieser Begriff Ausdruck deutschen Selbstbewusstseins. Mehr als ein Dutzend Mal konnte die Bundesrepublik den Titel für sich verbuchen, und seit über drei Jahrzehnten hat sie einen festen Platz unter den Top-Exporteuren der Welt. Dass Deutschland sogar die Supermacht USA im Warenhandel überholen konnte, erschien als unbestreitbares Zeugnis ökonomischer Potenz. Jedes Mal, wenn die Handels-Goldmedaille ins Haus stand, brachen Unternehmer, Politiker, Ökonomen und Arbeitnehmer in kollektiven Jubel aus. Der Anspruch, Exportweltmeister zu werden, wurde beinahe zum identitätsstiftenden Ziel der Nation.
Doch nun wird das Land von einer jähen Enttäuschung heimgesucht. Um knapp 30 Prozent brachen die Exporte im April 2009 gegenüber dem Vorjahresmonat ein. Und weil fast die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus dem Verkauf von Waren im Ausland geschöpft wird, zieht der Einbruch einen steilen Absturz auch der nationalen Konjunktur nach sich. Scheinbar über Nacht ist die pole position zum Problem geworden. Denn die Ersten bei den Exporten trifft es nun am härtesten. Tatsächlich ist Deutschlands Abhängigkeit vom Weltmarkt gerade auch während der letzten zehn Jahre dramatisch gewachsen; allein zwischen 1999 und 2006 wuchs die Warenausfuhr erneut um sagenhafte 75 Prozent. 1 Das allerdings wirft nun, in Zeiten der Krise, erhebliche Fragen auf.