Der Aufstieg des Kreationismus
Charles Darwins „Über die Entstehung der Arten“ gilt heute als eines der wichtigsten Werke der Wissenschaft. Es revolutionierte nicht nur das Selbstverständnis der damaligen Naturforschung, sondern auch das Welt- und Selbstbild der Moderne. Begleitet von den epochalen Umbrüchen des 19. Jahrhunderts wurde die Evolutionstheorie zur Grundlage der modernen Biologie. Auch über die Naturwissenschaften hinaus greifen verschiedenste Forschungszweige längst auf Darwins Überlegungen zurück. Insbesondere in den Sozialwissenschaften werden die neuesten Erkenntnisse der Evolutionsforschung in den Kontext kultureller und sozialer Prozesse mit einbezogen. 1
Dennoch spaltet die Darwinsche Revolution bis heute die Gesellschaft. Dies überrascht zunächst einmal nicht, stellt doch die Evolutionsbiologie die Vorstellung einer übernatürlichen Schöpfung ebenso in Frage wie die herausragende Stellung des Menschen. Anders als die meisten naturwissenschaftlichen Disziplinen berührt die Biologie damit explizit das persönliche, weltanschaulich geprägte Deutungsmuster der Menschen.
Beschränkte sich die Evolutionsbiologie lange Zeit darauf, Antworten im Hinblick auf das „survival of the fittest“ in der belebten Natur zu geben, drängt die moderne Evolutionsbiologie in den Bereich der Religionen vor und stellt Fragen, die lange Zeit als wissenschaftliches Tabu galten.