Ausgabe Dezember 2010

Der Frieden und seine Erforschung

Bilanz eines halben Jahrhunderts Friedensforschung

In den Lehrbüchern des Alten Testaments findet sich im Buch „Prediger (3.1-8)“ folgende Aussage: „Alles hat seine Stunde, und es gibt eine Zeit für jegliche Sache unter der Sonne. Eine Zeit für die Geburt und eine Zeit für das Sterben, eine Zeit zu pflanzen und eine Zeit, das Gepflanzte auszureißen; eine Zeit zu töten und eine Zeit zu heilen, […] eine Zeit zu lieben und eine Zeit zu hassen, eine Zeit des Krieges und eine Zeit des Friedens.“

Vor allem an Letzteres könnte man erinnert sein, wenn man die Debatte über Friedensforschung und Friedenstheorie der vergangenen Jahrzehnte bilanziert. Offensichtlich gilt auch hier: Alles hat seine Zeit – eine Zeit der konventionellen und eine der kritischen Friedensforschung, eine Zeit der Kriegsursachen- und eine der Friedensursachenforschung, eine der Fokussierung auf Gewaltanalyse oder eine der Konfliktlösung, eine der Ausrichtung auf wissenschaftliche Analyse oder eine der politischen Praxis.

Solche unterschiedlichen Perspektiven können das Ergebnis wissenschaftsimmanenter Entwicklungen, aber auch das Ergebnis eines Generationenwechsels sein. Aber natürlich reflektieren die unterschiedlichen Perspektiven der Wissenschaft stets auch – und im Bereich der Friedensforschung vielleicht ganz besonders – Veränderungen im realpolitischen Umfeld.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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