Ausgabe Oktober 2013

Der Skandal der Massenarbeitslosigkeit

Was in diesem Wahlkampf – neben vielem anderen – ganz und gar nicht vorkam, war die anhaltende, aber bloß kaschierte Massenarbeitslosigkeit. Diese aber, so die These von Mohssen Massarrat, ist nicht zuletzt die Folge eines Versagens der Gewerkschaften.

Gibt es in Deutschland eigentlich noch Erwerbslosigkeit? Politikern und Ökonomen zufolge hat das Land eher das Problem des Fachkräftemangels. Weil wir es durch die Agenda 2010 geschafft hätten, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, würden wir in ganz Europa beneidet. Deshalb müssten die anderen Länder die deutsche Agendapolitik nur nachahmen, um ihre eigene Erwerbslosigkeit wirksam zu reduzieren. Schließlich zeige ganz aktuell die Zunahme sozialversicherungspflichtiger Arbeitsverhältnisse um eine halbe Million allein im Jahr 2012, wie erfolgreich die Arbeitsmarktreformen hierzulande gewesen seien.

Hinter dieser Schönfärberei verbirgt sich jedoch das Schicksal von Millionen Menschen, die unter Erwerbslosigkeit, Unterbezahlung oder unfreiwilliger Unterbeschäftigung leiden. So betrug im April 2013 die Zahl der Erwerbslosen laut offizieller Statistik drei Millionen Menschen. Tatsächlich werden aber 883 000 Erwerbslose in dieser Statistik nicht mitgezählt, weil sie älter als 58 Jahre, Ein-Euro-Jobber, als Erwerbslose krank gemeldet sind oder weil sie in Weiterbildungsmaßnahmen stecken.

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.