Es ist das außenpolitische Kernprojekt von Präsident Xi Jinping: Eine neue Seidenstraße soll den Handel zwischen Europa, Asien und Afrika fördern. Schon seit 2012 verkehrt der Trans-Eurasia-Express zwischen dem zentralchinesischen Chongqing und Duisburg. Weitere Straßen- und Schienenverbindungen sollen folgen, ein System von Seerouten ist ebenfalls geplant.
Nach ihrer Fertigstellung wird die Seidenstraße 65 Länder verbinden. Beim asiatischen Wirtschaftsforum in Boao Ende März d.J. warb Peking um weitere Beteiligung an seinem Großvorhaben. Zugleich liefert diese Initiative ein Musterbeispiel für Chinas Infrastruktur-Außenpolitik. Diese wirkt subkutan, sie verläuft gewissermaßen unter der Oberfläche des existierenden Systems internationaler Organisationen und diplomatischer Beziehungen. Die Volksrepublik will transnationale Infrastrukturen aufbauen, nutzen und kontrollieren. Damit erreicht der Aufstieg des Landes Dimensionen, die man nicht mit Hilfe der üblichen Schablonen von Militär- und Wirtschaftsmacht erfassen kann.
Bei Infrastrukturen denkt man sofort an Dämme, Straßen, Eisenbahnlinien oder Telekommunikationsnetze. In der Tat verwirklicht China entsprechende Projekte längst weltweit in großem Maßstab. Erstmals schwappt nun eine größere Welle chinesischer Infrastruktur-Investitionen auch über Europa hinweg.