Ausgabe Dezember 2015

Pluralismus unter Beschuss

Bild: BpB

Wie pluralistisch sollen ökonomische Lehrbücher sein? Wie viel Kritik am wirtschaftswissenschaftlichen Mainstream ist ihnen gestattet, zumal wenn sie von der öffentlichen Hand finanziert werden? Genau an diesen Fragen entzündete sich zuletzt eine Debatte, die in einem zwischenzeitlichen Verbot einer missliebigen Publikation gipfelte. Die Rede ist von „Ökonomie und Gesellschaft“, herausgegeben von Bettina Zurstrassen, Professorin für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Bielefeld. Der Sammelband war bereits im Februar 2015 bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erschienen. Im Juli jedoch erließ das Bundesinnenministerium eine „vorrübergehende Aussetzung des Vertriebs“. Vorausgegangen war ein Protest der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Der BDA sah mit der Publikation den sogenannten Beutelsbacher Konsens verletzt, eine in den 1970er Jahren ausgehandelte Leitlinie, in der die bpb sich auf bestimmte Prinzipien für den Politikunterricht festgelegt hatte, darunter das sogenannte Überwältigungsverbot und Kontroversität. Dieser Konsens soll Einseitigkeit und Manipulation verhindern.

Das faktische Verkaufsverbot stieß auf massive Kritik, unter anderem von der IG Metall und der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

Sie haben etwa 15% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 85% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.