Ausgabe April 2017

Der Krieg finanziert den Krieg

Transatlantische Beziehungen und Nato vor und unter Trump

Wie selten zuvor beschäftigte sich die diesjährige Münchener Sicherheitskonferenz vor allem mit einer bestimmten Problematik: dem Zustand des Westens. Inhalt der drei zentralen Panels war die Zerrüttung von EU und Nato wie der transatlantischen Beziehungen.[1] Verschärft wurde die Debatte durch die Unsicherheit über die Absichten der neuen US-Regierung und deren Forderung nach einer massiven Aufrüstung. US-Verteidigungsminister James Mattis und Vizepräsident Mike Pence verlangten eindringlich die Umsetzung der Beschlüsse des Nato-Gipfels von Wales 2014 und von deren Kernforderung an alle Nato-Staaten, nämlich binnen zehn Jahren die Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des BIP zu erhöhen.

Was es hingegen nicht gab, weder von Seiten der USA noch von anderen Befürwortern höherer Militärausgaben, war eine Rechenschaftslegung über die in den Vorjahren in Sicherheit bzw. Militär investierten Mittel. Und ebenso wenig eine Infragestellung der Grundlagen, der Prinzipien und des Verständnisses von Sicherheit und Sicherheitspolitik.

Dabei hätte man allenthalben Grund dazu. Nach einer kurzen Sinkphase infolge der Beendigung des Kalten Krieges steigen die weltweiten Verteidigungsausgaben seit bald zwanzig Jahren fast kontinuierlich an. 2009 erreichten sie wieder das Kalte-Kriegs-Niveau von 1988; 2015 lagen sie bereits um etwa 10 Prozent darüber.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die neue Merz-Doktrin?

von Jürgen Trittin

Jahrzehntelang durfte in keiner Grundsatzrede eines deutschen Politikers in Regierungsverantwortung der Satz fehlen: „Wir setzen auf die Stärke des Rechts statt auf das Recht des Stärkeren.“ Doch das war einmal. Bundeskanzler Merz‘ lautstarkes Räsonieren über den Krieg Israels gegen den Iran markiert den Bruch mit dieser Tradition.

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.

Besser als ihr Ruf: Die europäische Afrikapolitik

von Roger Peltzer

Schon unter Angela Merkel hat der afrikanische Kontinent in der deutschen Bundesregierung große politische Aufmerksamkeit erfahren. Die Ampelregierung setzt diesen Kurs fort: Seit seinem Amtsantritt reiste Bundeskanzler Olaf Scholz jedes Jahr nach Afrika.