
Bild: Globus, Kyle Glenn via unsplash
Europa und der afrikanische Kontinent blicken auf eine lange und geteilte Geschichte zurück, die durch Gewaltprozesse wie Versklavung und Kolonialismus geprägt ist.[1] Die durch sie entstandenen Wahrnehmungen und Machtverhältnisse prägen die Beziehungen zwischen der EU und Afrika bis heute – und führen zu unausgesprochenen und äußerst komplizierten Dynamiken. Denn die koloniale Vergangenheit ist noch lange nicht aufgearbeitet, im Gegenteil: Ihre politische, kulturelle, ökonomische und epistemologische Aufarbeitung beginnt erst jetzt und sie fällt beiden Regionen schwer. An welchen Stellschrauben aber muss gedreht werden, damit die immer wieder beschworene „Partnerschaft auf Augenhöhe“ als Korrektiv zu den bisherigen Beziehungen Wirklichkeit werden kann?
Zwei Beispiele für die komplexe Beziehungsdynamik seien hier exemplarisch genannt: Im Rahmen einer Konferenz zu den Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (WPAs), die die EU mit den AKP-Staaten[2] verhandelte, äußerte sich ein Vertreter der EU-Kommission 2011 angesichts des damals massiven afrikanischen Widerstands gegen die Abkommen folgendermaßen: „In der Karibik gibt es viele intelligente Leute, die verstanden haben, was die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen für sie bedeuten. Deswegen haben sie unterzeichnet.“ Damit erklärte er implizit, in Afrika würde eben einfach nicht begriffen, dass die WPAs zum Besten der Afrikaner*innen seien.