Außer einer Übertragung der Feierstunde im Bundestag am Vormittag hatten die deutschen Westsender zum vielleicht letzten 17. Juni nichts zu bieten. Lag diese Beschränkung auf die minimale Pflichtübung an der Fußball-Euphorie oder daran, daß der NochFeiertag diesmal auf einen Sonntag fiel und deswegen kaum bemerkt verstrich? Man schätzte den "Grand Prix der Volksmusik" (ZDF: das Erste war an diesem Abend der Fußballkanal) offenbar als wichtiger ein, was in Bezug auf das Publikumsinteresse wohl zutraf: Nur 31% der Bevölkerung der Bundesrepublik konnte bei einer Befragung angeben, was sich an diesem Tag im Jahre 1953 zugetragen hat.
Aber 89% derselben Befragten waren dafür, den Feiertag als solchen beizubehalten. Sind das alles blinde Patrioten? Oder geht's ihnen nur um den arbeitsfreien Tag? Nachhilfeunterricht bot ihnen an diesem Tag allerdings nur das Noch-Ostfernsehen mit einer Sendung "Verdrängt, verfälscht, doch nicht vergessen" (DFF 1, 20 Uhr). Natürlich, die habens noch nötiger. Und es war zu spüren, daß diese Sendung auch ein Akt der Wiedergutmachung und Selbstkritik eines Mediums sein sollte, das an der Verfälschung mitgewirkt hatte. Dies kam jedoch nur indirekt zum Ausdruck, durch Inhalte und wertende Aussagen, nicht aber durch eine Aufarbeitung der eigenen Rolle.