Um die diesjährige Mai-Losung des DGB "Teilen verbindet" ist eine innergewerkschaftliche Debatte entbrannt, in der es um grundlegende Fragen binnendeutscher Verteilungsgerechtigkeit geht. Die Abteilung Grundsatz und Politische Planung im DGB-Bundesvorstand hat im April 1992 ein Überblickspapier zu der angelaufenen Debatte vorgelegt (dokumentiert in: "Frankfurter Rundschau", 14. April 1992). Gerhard Bäcker, Mitarbeiter des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts des DGB (WSI), skizziert im folgenden Beitrag die Probleme, mit denen die Gewerkschaften durch die deutsche Einheit konfrontiert sind. Vgl. zum Kontext dieser Diskussion auch die Rede des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt H. Biedenkopf ("Die baldige Angleichung der Lebensverhältnisse ist weder erreichbar noch sinnvoll"), die in diesem Heft dokumentiert ist, sowie das "Memorandum '92" (Wortlaut unter "Alternativen"). D. Red.
Noch im November 1990, auf dem Hattinger-Forum der Hans-BöcklerStiftung "Jenseits der Beschlußlage", auf dem das gleichnamige Gutachten 1) vorgestellt wurde und zur Diskussion stand, galt es als unwidersprochen, ja selbstverständlich, daß in den 90er Jahren die neuen, eher "postmateriellen" Themen die politische Tagesordnung der Gewerkschaften in der Bundesrepublik bestimmen werden.