Rußland zwischen zwei Wahlen
Soziale und politische Kräfteverhältnisse nach den Dezemberwahlen
Vier Jahre nach der Auflösung der UdSSR und dem Beginn einer Reform, deren Kernstück die Neuordnung des Wirtschaftssystems und eine Umverteilung des gesellschaftlichen Vermögens waren, haben sich die sozialen Kräfteverhältnisse in Rußland von Grund auf verändert. In einer goldrauschartigen "Gründerphase" eigneten sich Angehörige der "alten" Oberschicht und rasch aufsteigende "biznesmeny" - Geschäftsleute - Immobilien und Aktien an, sicherten sich die Verfügung über Erdöl- und die Buntmetallschrottexporte, eröffneten Kreditanstalten und riefen Finanzholdings ins Leben. Ein Handbuch der Handelsbanken, das 1993 erschien, wies für Mitte jenes Jahres 1774 registrierte Institute mit über 3 000 Filialen aus, eine Zahl, die bis März 1995 auf 2543 (ca. 5500 Filialen) stieg. 1)
Im Laufe kurzer Zeit kristallisierten sich acht große Bankengruppen heraus, die mit den politischen Führungsclans in den Metropolen und Regionen eine enge Verbindung eingegangen sind, darunter etwa die MOST-Gruppe, die Menatep, die Sberbank, OLBI, die Stolitschnyj Bank und die Imperial-Bank.