Der Friedensprozeß im ehemaligen Jugoslawien tritt 1997 in eine entscheidende Phase. Zwar ist die Region militärisch befriedet, in Bosnien-Hercegovina haben Wahlen stattgefunden, und die Beziehungen zwischen Serbien und Kroatien normalisieren sich. Zahlreiche Probleme und Regionalkonflikte blieben jedoch ungelöst. Unmittelbar bevor steht die Entscheidung über die Zugehörigkeit der zwischen Serben und Bosniaken umstrittenen Stadt Brcko und die Durchführung der Kommunalwahlen in Bosnien. Mittel- und langfristig kommt die Aufgabe hinzu, den Frieden auf allen staatlichen und sozialen Ebenen zu konsolidieren, durch den zivilen Wiederaufbau beispielsweise, aber auch durch Demokratisierungshilfe, Rüstungskontrollverhandlungen und Konfliktprävention. Die Voraussetzungen dafür, daß dies gelingen könnte, sind nicht überall günstig.
Denn das Abkommen von Dayton hat zunächst nicht mehr als einen breiten Rahmen gesteckt, um militärische Risiken abzubauen und die Staaten des ehemaligen Jugoslawien politisch und wirtschaftlich zu rekonstruieren. Fundamentale Interessengegensätze zwischen den ehemaligen Kriegsparteien konnten jedoch nicht überbrückt und somit viele Konfliktursachen vorerst nur eingefroren werden. Es gibt in der Geschichte jedoch kein Beispiel dafür, daß Friedenskonsolidierung gegen den Willen der betroffenen Konfliktparteien geglückt wäre.