Ausgabe Oktober 1997

Fit für neue Aufträge: Faktor im Wirtschaftskrieg

Die amerikanische Rüstungsindustrie hat sich neu formiert

In diesem Jahr liegen die Militärausgaben der USA real um ein gutes Drittel unter dem Niveau von 1987, die Zahl der Soldaten ist von 2,3 auf 1,6 Millionen, die Zahl der in der Rüstungsindustrie Beschäftigten von 3,4 auf gut 2 Millionen zurückgegangen 1). Diese auf den ersten Blick drastische Verminderung muß allerdings durch den Hinweis relativiert werden, daß die amerikanischen Militärausgaben in den 90er Jahren real immer noch bei 85% des durchschnittlichen Niveaus während des Kalten Krieges lagen. Überdies scheinen die mageren Jahre für die Rüstungsindustrie vorbei zu sein: in diesem Jahr haben die Militärausgaben erstmals seit längerer Zeit wieder zugenommen, immerhin um 11 Mrd. US-Dollar gegenüber 1996. 2) Für die Zukunft hat der amerikanische Präsident weitere Steigerungen angekündigt. Die sich abzeichnende Wende bei den Militärausgaben trifft auf eine Rüstungsindustrie, die sich während der 90er Jahre radikal umstrukturiert hat.

Auf der einen Seite hat sie Umsatz verloren und Arbeitsplätze vernichtet, auf der anderen Seite haben ihre Weltmarktstellung und ihr Konzentrationsgrad sich dramatisch verstärkt. Die damit verbundene Bündelung politischer Macht trägt dazu bei, daß die Kürzung von Militärausgaben beendet wird und eine neue Rüstungswelle möglich erscheint.

Oktober 1997

Sie haben etwa 13% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 87% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Verbrecherische Komplizen: Libyen und die EU

von Sigrun Matthiesen, Allison West

Es war ein Tiefpunkt in der Geschichte der Seenotrettung: 20 Minuten lang beschoss am 24. August ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache die Ocean Viking, ein Rettungsschiff der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.