Ausgabe November 2002

Was für ein Tschetschenien?

Paradoxerweise kommen jedes Mal, wenn die Kämpfe in den tschetschenischen Bergen zunehmen, in Moskau Pläne für eine friedliche Regulierung des Konflikts auf den Tisch. Tschetschenien ist wie eine offene Wunde. So lange sie nicht zu sehr schmerzt, können sich die russischen Führer einbilden, sie existiere gar nicht. Aber sobald sie zu bluten anfängt, merken die Leute, das etwas geschehen muss. In den letzten Monaten hat nicht nur die Intensität der Militäraktionen zugenommen, auch die russischen Verluste lassen sich nicht länger kaschieren.

Zunächst griffen tschetschenische Kämpfer Grenzposten und Stellungen der Föderationstruppen an. Dann wurde ein Transporthubschrauber bei Khankala abgeschossen, wobei 118 Soldaten ums Leben kamen - genau so viele wie beim Untergang der Kursk. Präsident Putin sah sich daraufhin gezwungen, eine Zeit der nationalen Trauer zu verkünden, und wenige Tage danach kam eine amtliche Verlautbarung zu dem Abschuss heraus. Das Aufflammen der Kampfhandlungen spiegelt politische und technische Entwicklungen wider. Die entscheidende Veränderung auf politischer Ebene besteht in der Wiedervereinigung der Rebellen um Aslan Maschadow.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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