Ausgabe Februar 2005

Law Lords gegen Blair

Ein wenig bösartig, aber nicht ganz ohne Grund nennen viele Briten ihren Premierminister Tony Blair den Pudel George W. Bushs, weil er dem amerikanischen Präsidenten schon lange in fast allem hinterherläuft. Aber in gewisser Weise ist das ganze Großbritannien der Pudel der USA - man nennt das vornehm und diskret die "special relationship" zum großen amerikanischen Bruder. Das hat und hatte gute Gründe: Amerika ist den Briten in beiden Weltkriegen zu Hilfe gekommen, vor allem im Zweiten, als sie 1940 und 1941 vor dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion in Europa alleine standen. Das haben die Briten bis heute nicht vergessen. Anfang der 50er Jahre sagte Churchill, als er noch einmal als Premierminister antrat, Großbritannien werde zu Europa immer freundschaftliche Beziehungen haben, sich aber nie in irgendeiner Weise mit ihm vereinigen, denn das Vereinigte Königreich habe schließlich das Commonwealth und die "besonderen Beziehungen zu Amerika". Seitdem folgt Großbritannien den Vereinigten Staaten in fast allem - und man wird das Gefühl nicht los, das geschehe nicht nur aus Dankbarkeit oder dem Wunsch, die Amerikaner zu beeinflussen oder gar zu bremsen, sondern auch, weil Britannien in amerikanischer Gesellschaft noch ein wenig Empire, ein wenig Großmacht spielen möchte.

Nach den New Yorker und Washingtoner Anschlägen des 11.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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