Im Januar 1976 proklamierten die Roten Khmer offiziell das „Demokratische Kampuchea“. 30 Jahre später scheint es jetzt endlich so weit zu sein, dass dessen Geschichte auch juristisch aufgearbeitet wird: Nachdem die kambodschanische Nationalversammlung im Oktober 2004 infolge jahrelanger Verhandlungen mit den Vereinten Nationen der Einrichtung eines „Sondertribunals“ zustimmte, vor dem sich die ehemaligen Führungskader der Roten Khmer zu verantworten haben, soll dieses Tribunal nun seine Arbeit aufnehmen.1
Obwohl in der Zeit der Herrschaft der Roten Khmer 1975 bis 1979 bis zu zwei Millionen Menschen ihr Leben verloren, sind bislang keine Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen worden. Selbst Führungsfiguren, wie „Bruder Nr. 2“ Nuon Chea oder das ehemalige Staatsoberhaupt Khieu Samphan leben heute unbehelligt als Rentner im Land. Wie kommt es, dass das Tribunal erst jetzt, mehr als zweieinhalb Jahrzehnte nach dem Ende der Pol-Pot- Herrschaft, seine Arbeit aufnimmt? Welche Interessen im In- und Ausland standen und stehen ihm entgegen?
Spielball der Großmächte
Die langjährige Verzögerung hat mehrere Ursachen.