Ausgabe November 2006

Die Linke an der Wegscheide

Im Fußball nennt man so etwas schlicht „Klatsche“: Bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin am 17. September erlitten Linkspartei. PDS und WASG jeweils herbe Niederlagen. Die gegen den Widerstand der Bundespartei durchgesetzten eigenständigen Wahlantritte der WASG wurden zu einem Debakel – 2,9 Prozent in der Bundeshauptstadt und ganze 0,5 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern haben die Fusionsgegner auf den nackten Boden der Tatsachen zurückgeholt. Für die Linkspartei.PDS war das Wahlergebnis indes nicht minder ernüchternd. Zwar konnte sich der Landesverband in Mecklenburg-Vorpommern über das Ende der Regierungsbeteiligung noch mit der Stabilisierung des eigenen Wahlergebnisses hinwegtrösten, aber die Berliner Partei verlor 9,2 Prozent und kam nurmehr auf 13,4 Prozent; in absoluten Stimmen hat sich ihr Ergebnis glatt halbiert. Getrennt marschiert, getrennt geschlagen – so könnte man das Resultat der künftigen Fusionspartner zusammenfassen.

Der Berliner Landesvorsitzende Klaus Lederer sprach denn auch offen von einer „bitteren Wahlniederlage“ und räumte ein, „dass wir auch mancher falschen Einschätzung erlegen sind.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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