Seit Oktober 2005, mit Antritt der Regierung Merkel und ihrer Familienministerin Ursula von der Leyen, erlebt die Familienpolitik einen erstaunlichen Aufstieg. Schon ist von einer neuen Epoche die Rede, einem „Konservativen Feminismus“ – was auch immer das heißen mag. Soweit bisher erkennbar, geht es dabei vor allem um das pragmatische Anliegen, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie näher zu kommen, nicht dagegen um einen programmatischen Gesellschaftsentwurf.
Das mag ideologisch beschränkt sein und parteipolitisch gezähmt, und dennoch kommt es an einem zentralen Punkt den Wünschen vieler Frauen entgegen. Allerdings muss sich noch zeigen, ob die Tatkraft der Ministerin und die Gunst der Stunde, sprich: die parteipolitische Lage, tatsächlich ausreichen, um handlungsfähige Koalitionen aufzubauen und die Gegenkräfte zu zähmen. Denn nach wie vor sind die erforderlichen Allianzen keineswegs sicher. Im Gegenteil, sowohl in der SPD als auch insbesondere in der Union wirken starke Gegenkräfte, die die Umsetzung ihrer familienpolitischen Vorstellungen verhindern wollen oder gar hintertreiben.
Der eigentliche Streit in der familienpolitischen Debatte begann, als beim Elterngeld die sogenannten Vätermonate eingeführt wurden. Er gewann rasant an Heftigkeit, als die Ministerin den Ausbau von Kinderkrippen ankündigte.