Die Diskriminierung der Roma und Sinti in Europa
Roma und Sinti, die heute mit insgesamt zehn bis zwölf Millionen Angehörigen die größte Minderheit in Europa bilden, teilen mit den Juden die furchtbare Geschichte der Entrechtung, Verfolgung und systematischen Vernichtung im nationalsozialistisch besetzten Europa. Orte wie Auschwitz, Treblinka, Chelmno, Dachau, Buchenwald oder Bergen-Belsen stehen auch symbolhaft für den vom NS-Staat organisierten Völkermord an unserer Minderheit. Eine halbe Million unserer Menschen wurden Opfer des Holocaust, eine Erfahrung, die sich tief in das kollektive Gedächtnis der Roma und Sinti eingebrannt hat.1 Demgegenüber existiert in den Mehrheitsbevölkerungen ihrer jeweiligen Heimatländer bis heute kaum ein Bewusstsein für die historische Dimension der an unserer Minderheit begangenen Völkermordverbrechen oder für den gegenwärtigen Rassismus, dem Roma und Sinti in vielen Staaten ausgesetzt sind.
Formen des Rassismus heute
Nach dem Ende des Kalten Krieges und der Öffnung der Staaten Mittel- und Osteuropas haben sich die Lebensbedingungen der Roma und Sinti aufgrund eines aufkeimenden Rassismus drastisch verschlechtert. Aber auch in zahlreichen Staaten Westeuropas haben rassistisch motivierte Gewalt und Diskriminierung gegenüber Roma und Sinti deutlich zugenommen. Nach einer Untersuchung der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit von 2005 sind sie heute die am stärksten von Diskriminierung betroffene Gruppe überhaupt.