„Freiheit freilich. Aber zum Schlimmen Führt der Masse sich selbst Bestimmen. Und das Klügste, das Beste, Bequemste Das auch freien Seelen weitaus genehmste Heißt doch schließlich, Ich hab’s nicht Hehl Festes Gesetz und fester Befehl.“
Diese heute mehr als befremdlich wirkenden Zeilen entstammen der Feder des als ebenso menschenfreundlich wie skeptisch bekannten Dichters Theodor Fontane. Wie kaum ein anderer beobachtete er, teils durchaus nostalgisch, den Niedergang des preußischen Adels und den Aufstieg des Bürgertums in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.1 Keineswegs zufällig steht sein Gedicht am Anfang eines Buches, das im vorvergangenen Jahr ob seiner offen rückwärts gewandten Erziehungsideologie Furore machte: Bernhard Buebs „Lob der Disziplin“.2 Wie auch die Wahlkampfführung des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch beweist, ist die Sehnsucht nach Härte, Autorität und Unterwerfung in breiten Kreisen der Gesellschaft angekommen. Reaktionäres Denken ist wieder en vogue – und zwar auf der ganzen Breite des politisch-kulturellen Spektrums.
So inszenierte im vergangenen Jahr das Berliner Maxim Gorki Theater, das man eher der kulturellen Linken wird zurechnen müssen, mit nicht unerheblichem Erfolg ein Stück des französischen Dichters Paul Claudel (1868-1955).