Ausgabe Mai 2009

Transsexuelle - ungleichberechtigt

Geschlechterordnungen unterliegen dem Wandel von Zeit und politischen Kräfteverhältnissen. Dass die traditionellen geschlechterpolitischen Vorstellungen – entgegen der landläufigen Annahme einer angeblich bereits verwirklichten Gleichberechtigung der Geschlechter und Lebensweisen – sich dabei immer wieder als erstaunlich beharrlich erweisen, zeigt die aktuelle Auseinandersetzung um das Transsexuellengesetz.

Worum geht es in diesem Streit? Das 1980 verabschiedete „Gesetz über die Änderung der Vornamen und die Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit in besonderen Fällen (Transsexuellengesetz)“ ermöglicht Personen, die sich ihrem bei Geburt zugeordneten Geschlecht nicht (mehr) angehörig fühlen, zwei Varianten, um rechtlich das andere Geschlecht anzunehmen. Die sogenannte kleine Lösung beinhaltet die Änderung des Vornamens, den Anspruch auf eine entsprechende Anrede und die inzwischen erkämpfte Möglichkeit, das gelebte Geschlecht in den Pass eintragen zu lassen. Die „große Lösung“ ermöglicht darüber hinaus die umfassende personenstandsrechtliche Anerkennung im neuen Geschlecht. Damit eröffnen sich der Person gleichwertig alle Rechte und Pflichten, die diesem Geschlechtsstatus entsprechen.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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