Je länger die Nazizeit und der Zweite Weltkrieg vorüber sind, desto mehr NS-Gegner gibt es – vor allem in West-Deutschland. Manche müssen sich gar selbst dazu befördern, wie etwa der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker in der Ausgabe des „Spiegel“ vom 24. August.
Niemand darf sich darüber wundern, dass Weizsäcker den unpräzisen Fragen der „Spiegel“-Redakteure Martin Doerry und Klaus Wiegrefe mit vielen Gemeinplätzen ausweicht. Aber woher nimmt er die Kaltblütigkeit, die Öffentlichkeit mehr und mehr in die Irre zu führen – über die Rolle seines Vaters in der Nazizeit und über sich selbst? Und was ist das für ein Journalismus, der die selbsternannte Hitler-Gegnerschaft in einer Bild-Unterschrift prompt bestätigt: „NS-Gegner Bussche (l.), Weizsäcker (2.v.r.)“? Axel von dem Bussche war wirklich ein Mann des Widerstands, der nur durch Zufall überlebte. Aber Weizsäcker?
Frage des „Spiegel“: „Haben Sie den Angriff auf Polen damals auch schon als Fehler begriffen?“ Weizsäcker: „Fehler? Das ist doch gar kein Ausdruck. Verzeihen Sie, das ist eine naive Frage.“ Mit dieser Antwort geben sich die Redakteure zufrieden.