Ausgabe Dezember 2009

Netzfernsehen made in USA

In der bundesdeutschen Medienwelt sorgte unlängst das Ende der „Netzeitung“ für Aufregung. Nachdem die britische Mecom Group die „Netzeitung“ 2007 gekauft hatte, um sie mit der „Berliner Zeitung“ zu verbinden, übernahm der Kölner Verlag DuMont Schauberg mit dem Kauf des Berliner Verlages Anfang 2009 dieses Projekt. Nun gab der Verlag in knappen Worten die Einstellung bekannt: „In der derzeitigen Form ist die Internetzeitung wirtschaftlich [...] nicht zu betreiben.“ Nach exakt acht Jahren redaktioneller Produktion soll anstelle der „Netzeitung“ nun ein automatisiertes Nachrichtenportal entstehen.

Warum die Zeitung scheitern musste, wird deutlich, wenn man Entwicklungen berücksichtigt, die zurzeit in der amerikanischen Gesellschaft stattfinden. In den letzten Jahren haben dort Internet-basierte Medienprojekte einen demokratischen Aufbruch erzeugt. Leider wird hierzulande darüber fast gar nicht berichtet. Ein schon etwas älteres Beispiel hierfür bietet „Democracy Now!“, ein von Amy Goodman und Juan Gonzalez geleitetes Fernseh- und Radioprogramm im Netz, das sich über Spenden finanziert und als alternative Nachrichtenquelle große Resonanz gerade in progressiven Kreisen findet. Ein zweites, jüngeres Beispiel ist der neue unabhängige Fernsehsender „The Real News“, der in den USA und Kanada aufgebaut wird und zu tagesaktuellen Themen kritische Kurzfilme anbietet.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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