Ausgabe Juni 1991

Geborene Verlierer?

Zeitgeschichtliche Hintergründe der kurdischen Tragödie im Irak

Der Begriff "Kurdistan", Land der Kurden, ist vielschichtig. Als administrativer Begriff existiert er seit den Zeiten des großseldschukischen Sultans Sandschar (gest. 1157) für eine Provinz in Nordwestiran. Für Geographen bedeutet "Kurdistan" die Gebirgslandschaft, die sich im Bogen vom östlichen (kurdischen) Taurus in der Türkei bis zu den Ausläufern des Zagros-Gebirges in Iran erstreckt. Ethnographisch betrachtet, ist "das Land der Kurden" die gesamte Region im Vorderen Orient, die mehrheitlich von Kurden bewohnt wird. Vom 12. Jahrhundert bis heute haben sich durch Bevölkerungsverschiebungen, Umsiedlungen, Abwanderungen und Flüchtlingsströme die Grenzen des kurdischen Siedlungsgebiets immer wieder verändert. Araber, Türken und Perser bilden heute Enklaven im Kurdengebiet.

Kurden leben als abgesprengte Minderheiten in West- und Zentralanatolien, im Westen Syriens, im Süden des Iraks, im Nordosten Irans und bis nach Kasachstan in Zentralasien verstreut in der Sowjetunion. Im Zuge moderner Arbeitsmigrationen gelangte eine größere Anzahl nach Westeuropa. Unter politischen Aspekten beinhaltet der Begriff "Kurdistan" den Anspruch auf nationale Selbstbestimmung der Kurden in ihrem Hauptverbreitungsgebiet in der Türkei ("Nordkurdistan"), in Syrien, in Iran und im Irak ("Südkurdistan"). Im Irak sind etwa 18-20% der rund 18 Mio.

Juni 1991

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