Ausgabe September 1992

Agonie oder Antizipation der Einen Welt?

Springquell des Reichtums oder Sozialfall? Der Süden in der Weltwirtschaft

Die Rede von der „Einen Welt" hat vor allem deren enge ökologische Verflechtung im Auge - die Erde ist nun mal ein ökologisches System. Auch ökonomisch scheinen die Verflechtungen eng geworden zu sein - dies allerdings in einer durchaus einseitigen Weise. Gäbe es auf ökonomischem Gebiet eine wirkliche Interdependenz, so würden die „Großen Sieben" (die G7) nicht unter sich bleiben können: „Der Verbund ist höchst asymmetrisch und schief." (Südkommission, 1991, S. 30)

Aber auch die Auffassung, die Welt sei (nunmehr) zweigeteilt, ist zu hinterfragen: Heute ist die Vorstellung von einer Dritten Welt als handelndem Subjekt problematischer denn je. Weniger deshalb, weil die „Zweite Welt" verschwunden ist. Der Begriff „Dritte Welt" lehnt sich an den des „Dritten Stands" der französischen Revolution an und geht von einem Grundbestand gemeinsamer Interessen der Mitglieder aus. Die ökonomische Situation der Entwicklungsländer aber hat sich weiter differenziert, nur noch selten können sich die „Blockfreien" auf gemeinsame Positionen verständigen.

September 1992

Sie haben etwa 21% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 79% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo