Frontverläufe im algerischen Bürgerkrieg
Die gegenwärtige Krise in Algerien ist komplexer als es die meisten, auf tagespolitische Sensation zielenden Medien zu vermitteln vermögen. Das nordafrikanische Land erlebt nicht allein den Konflikt zwischen einer anscheinend stark vom Volk unterstützten islamistischen Strömung und den sich hinter einem Militärregime verschanzenden Resten des alten Einparteiensystems. Die eigentliche Brisanz der Situation wird nur verständlich, wenn der Blick darauf gelenkt wird, daß die bis 1988 allein herrschende Front de Libération Nationale (FLN) und die 1989 als Islamische Heilsfront (FIS) legalisierte islamistische Strömung in den 70er und beginnenden 80er Jahren lange Zeit gegen die immer stärker werdenden Demokratiebewegungen kooperiert hatten, ein Prozeß, bei dem sich die islamistische Strömung innerhalb der FLN gegenüber der modernistischen zunehmend stärker profilierte. Aus diesem Grunde wurde die FIS auch "FI(L)S de l'FLN " genannt - der "Sohn der FLN". Die algerische Situation ist deutlich als Krise einer unvollendeten Modernisierung der Gesellschaft identifizierbar. Sie erscheint aber vor allem deshalb als unlösbares Dilemma, weil sie sich vor dem Hintergrund einer Wirtschaftskrise entwickelt hat aus der sich bislang kein Ausweg andeutet. Der einzig denkbare Neuanfang wäre die Entschuldung des Landes, das zur Zeit von den 11 Mrd.