"Ich bin Burkhard Driest, Sie kennen mich." Ja, das war doch der, mit dem in der Talkshow die Romy Schneider geflirtet hat. Das ganze Fernsehvolk fragte sich damals, was wohl nach der Sendung passiert ist. Jetzt durfte er (am 8.4. in der ARD) eine eigene Show machen, und nun soll alles in der Sendung passieren: "Geheimnisse darf's in meiner Show keine geben", denn "wer ehrlich sein will, muß die Hosen runterlassen". Na klar doch: Daß die Private Life Show eine Parodie sein sollte, haben viele Zuschauer (so die Analyse der Anrufe während der Sendung) nicht gemerkt. Sie verfolgten mit Spannung, wie sich zwei Kandidaten den Zumutungen eines rüden Showmasters fügten, weil sie viel Geld dafür kriegen sollten. "Heute abend startet eine neue Ära im Fernsehen, und damit im Bewußtsein der Menschen. Wir leben auf einem Planeten der Angst. (...) Es ist an der Zeit, daß wir die inneren Verstecke verlassen, um mit der Angst aufzuräumen" - mit dieser bombastischen Begründung wurde das sensationslüsterne Eindringen in die Privatsphäre legitimiert, und ein Wissenschaftler lieferte von Zeit zu Zeit eine Psychoanalyse des Spielstandes (dafür war wohl die im Abspann genannte Universität Kaiserslautern zuständig).
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.