Ausgabe September 1997

Altes Denken in Amsterdam

Ohne Kurskorrektur kommt die europäische Einigung nicht voran

1. Die EU bleibt ein Wirtschaftsprojekt

Die ursprüngliche Ziel der Regierungskonferenz zur Revision des Vertrages von Maastricht war darauf gerichtet, den politischen Charakter der EU zu stärken und wesentliche Fortschritte auf dem Weg zu einer politischen Union zu gehen. Als sie am 29. März 1996 in Turin eröffnet wurde, hatte sie ein in drei Titel zusammengefaßtes klares Arbeitsprogramm für die nächsten 15 Monate. 1) Mit "Mehr Bürgernähe" wurde die Absicht überschrieben, in der Rechtsund Innenpolitik, dem "dritten Pfeiler" der EU, insbesondere beim Schutz an den Außengrenzen und beim Kampf gegen die Kriminalität zu mehr Gemeinsamkeit zu kommen. Im Arbeitsbereich "Die Organe in einer demokratischen und effizienten Union" sollte es vor allem um die Ausweitung von Mehrheitsentscheidungen im Ministerrat, die Verkleinerung der Kommission und die Vereinfachung des Gesetzesverfahrens gehen.

Schließlich sollte die in Maastricht kaum mehr als deklamatorisch begonnene Vergemeinschaftung der Außen- und Militärpolitik (der "zweite Pfeiler") unter der Überschrift "Größere Handlungsfähigkeit der Union nach außen" vorangebracht werden.

September 1997

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.