Es war einmal in Kenia ein junger Politiker, der stand an vorderster Front der Opposition gegen die Führungspartei des noch nicht völlig unabhängigen Staates. Diese Führungspartei hieß KANU (Kenya African National Union) und vertrat – wie man das in Europa so pauschal über afrikanische Parteien sagt – die beiden großen „Stämme“ der Kikuyu (etwa 20% der schwarz-afrikanischen Bevölkerung) und der Luo (etwa 15%); die Opposition nannte sich KADU (Kenya African Democratic Union) und vertrat – siehe oben – alle anderen Volksgruppen Kenias, darunter die Küstenbewohner und neben vielen anderen auch die Kalenjin, die im Westen des Landes so ungefähr zwischen Kikuyu und Luo daheim sind. Ein Kalenjin war der junge Mann, der der KADU vorsaß: Daniel arap Moi, geboren 1924. Wir sprechen ungefähr vom Jahre 1960. Ganz Kenia, noch bis 1963 britische Kolonie, hatte damals etwa 6,5 Millionen Einwohner. Jetzt sind es mehr als 26 Millionen, und die Bevölkerungsvermehrung hielt zeitweilig mit über 4% eine Art Weltrekord; im Jahresdurchschnitt 1985-94 waren es immer noch fast 3%. Der Anteil der großen ethnischen Gruppen an der Bevölkerung hat sich nicht wesentlich verschoben. Die Kalenjin werden auf 11,5% beziffert.
Daniel arap Moi ist seit 1978 Präsident Kenias. Denn in der Opposition blieb er nicht lange. 1964 verschmolz die KADU mit der KANU.