Zu Beginn des Wahljahres 1998 verbreiten vor allem die Vertreter und Nutznießer der noch amtierenden Bundesregierung rosige Prognosen für die Entwicklung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. 2) "Die Wirtschaftsaussichten für 1998 sind durchweg positiv" verkündete DIHT-Präsident Hans Peter Stihl. Wachstumsraten zwischen 3,0 und 3,5% seien "durchaus möglich" und deshalb könne "mit einem verhaltenen, aber kontinuierlichen Abbau der Arbeitslosigkeit von Frühjahr 1998 an" gerechnet werden. 3) Die vorliegenden Daten für die Wirtschaft in Ostdeutschland verhageln diesen wahlorientierten Zweckoptimismus. Hier sind auch für 1998 Wachstumsschwächen und steigende Arbeitslosigkeit nicht zu kaschieren. Im Jahre 1997 lag die Zuwachsrate des BIP in Ostdeutschland unter der für das frühere Bundesgebiet. Damit bestätigte sich erneut, daß im Ergebnis der Transformationsstrategie der Bundesregierung eine strukturschwache Wirtschaftsregion entstand, die eigenständig nicht reproduktionsfähig, vielmehr hoch transferabhängig und zudem stark anfällig gegenüber konjunkturellen Schwankungen und weltmarktbedingten Störungen ist.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.