Zu Beginn des Wahljahres 1998 verbreiten vor allem die Vertreter und Nutznießer der noch amtierenden Bundesregierung rosige Prognosen für die Entwicklung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigung. 2) "Die Wirtschaftsaussichten für 1998 sind durchweg positiv" verkündete DIHT-Präsident Hans Peter Stihl. Wachstumsraten zwischen 3,0 und 3,5% seien "durchaus möglich" und deshalb könne "mit einem verhaltenen, aber kontinuierlichen Abbau der Arbeitslosigkeit von Frühjahr 1998 an" gerechnet werden. 3) Die vorliegenden Daten für die Wirtschaft in Ostdeutschland verhageln diesen wahlorientierten Zweckoptimismus. Hier sind auch für 1998 Wachstumsschwächen und steigende Arbeitslosigkeit nicht zu kaschieren. Im Jahre 1997 lag die Zuwachsrate des BIP in Ostdeutschland unter der für das frühere Bundesgebiet. Damit bestätigte sich erneut, daß im Ergebnis der Transformationsstrategie der Bundesregierung eine strukturschwache Wirtschaftsregion entstand, die eigenständig nicht reproduktionsfähig, vielmehr hoch transferabhängig und zudem stark anfällig gegenüber konjunkturellen Schwankungen und weltmarktbedingten Störungen ist.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.