Die Deutung des hessischen Wahlergebnisses wird zum Austragungsgelände strategischer und taktischer Differenzen. Gerhard Schröder fordert: "In der Politik der Grünen brauchen wir mehr Fischer, weniger Trittin" und verordnet der Koalition insgesamt als "Konsequenz aus zu hohem Tempo in der Vergangenheit" "Ruhe und sorgfältige Vorbereitung" 1) Jürgen Trittin kontert mit einem Verweis auf die "zwei Optionen", die innerhalb der SPD miteinander "ringen", und beruft sich auf Oskar Lafontaines Warnung vor Gedankenspielen, "mit der FDP die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer zu machen". 2) Heribert Prantl konstatiert: "Den Schaden tragen die Grünen Sie, nicht die Sozialdemokraten, läßt der Wähler büßen für die ersten hundert Tage". "Grün büßt für die schlechten Zensuren, die der Bonner Koalition landauf landab nach den hundert Tagen erteilt worden sind. Das Lob, das es auch gibt, läuft eher auf die Mühlen der Sozialdemokratie." 3) Georg Fülberth rät zu Unaufgeregtheit: Hessenwahlen seien immer schon "Konter-Wahlen" gewesen, das Ergebnis sei denkbar knapp und die hessische Koalition sowieso inhaltlich am Ende gewesen. Bundespolitisch sieht Fülberth allerdings einen "Befreiungsschlag für Gerhard Schröder.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.