Über die Politik der Ostverträge
Egon Bahr, Leiter des Planungsstabes im Auswärtigen Amt in der Zeit der Großen Koalition von 1967 bis 1969 und später Bundesminister für besondere Aufgaben unter Bundeskanzler Willy Brandt, gilt als einer der Architekten der Entspannungspolitik und war u.a. maßgeblich an der Ausarbeitung des Moskauer Vertrags von 1970 und des Grundlagenvertrages mit der DDR von 1972 beteiligt. Günter Gaus leitete von 1974 bis 1981 die Ständige Vertretung der Bundesrepublik in der DDR und handelte in dieser Eigenschaft diverse Nachfolgeverträge zum Grundlagenvertrag aus. Das nachstehende Gespräch über die damalige Entspannungs- und Vertragspolitik und deren Lehren für die Gegenwart, vom Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) für die von Günter Gaus geleitete Sendereihe "Zur Sache - und über Personen" produziert, strahlte der ORB erstmals am 14. Juni 2000 aus. Wir veröffentlichen nachstehend eine leicht redigierte Fassung des Gesprächs. - D. Red.
Günter Gaus: Die Außenpolitik Willy Brandts als Bundeskanzler nach 1969 war vor allem Ostpolitik. Eine notwendige Ergänzung zur Westpolitik Adenauers, des ersten Bundeskanzlers, 20 Jahre vorher, 1949. Brandts Entspannungspolitik basierte auf Gewaltverzichtsverträgen mit dem Ostblock, zu dem auch die DDR gehörte.