Kofi Annan erweist sich als ein Generalsekretär, der keinen Vergleich mit seinen Vorgängern in der UN-Zentrale zu scheuen braucht. Er legt ein realistisches Verständnis dessen an den Tag, was die UNO nicht leisten kann und was sie versäumt hat. Aber er sieht auch, was sie leisten könnte, ohne es bisher je ins Auge gefaßt zu haben. Seinen "Millenniums-Gipfel" kann er wohl als Erfolg verbuchen. Alle Eingeladenen erschienen, und die Veranstaltung beförderte, wie von Annan geplant, den Neustart der seit den 60er Jahren ziemlich gebeutelten Weltorganisation. Die Kongo-Intervention unter dem damaligen Generalsekretär Dag Hammarskjöld kann als der bis dato letzte Versuch der Vereinten Nationen gelten, in eigener Regie aktiv zu werden. Kofi Annan hat der Organisation einen Handlungsspielraum zurückgewonnen, wie sie ihn seit Hammarskjölds Tod im Jahre 1961 nie mehr besaß. In dieser Hinsicht erwies sich sogar die Knausrigkeit des US-Kongresses als hilfreich, weil sie den früher überwältigenden Einfluß der USA am East River schrumpfen ließ. Annan scheute sich nicht, nach Washington zu gehen und Senator Jesse Helms, den Erzfeind der UNO, in der Höhle des Löwen entgegenzutreten. Auf diese Weise gelang es ihm, die Beziehung zwischen Washington und der Weltorganisation zu verändern.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.