"Ihr könnt uns nicht töten, wir sind schon tot", stand auf einem riesigen Transparent bei einer der großen Massendemonstrationen in Tizi Ouzou, der Hauptstadt der Kabylei. Diese Parole bringt sehr einfach auf den Nenner, worum es den Demonstranten ging und geht: Nicht um die in Teilen der westlichen (vor allem französischen) Medien immer wieder bemühte Frage der Ethnizität, das Einfordern der offiziellen Anerkennung der berberischen Sprache und der Kultur der Kabylen, nein, es war der Protest einer jeder Perspektive beraubten Jugend gegen das soziale Elend, die mangelnde Ausbildung, die absolute Chancenlosigkeit auf einem faktisch nicht mehr existenten Arbeitsmarkt. Dass sich hier sozialer Protest wütend Bahn brach, wird unterstrichen durch die Tatsache, dass die Unruhen lauffeuerartig auf weite Teile des ganzen Landes übergriffen.
Und zugleich artikulierte sich massiver politischer Protest: An der großen Demonstration gegen das Vorgehen der "Sicherheitskräfte" beteiligten sich am 14. Juni in Algier etwa eine halbe Million Menschen. Sie skandierten Slogans wie "Regierung - Mörder" und "Regierung - Terroristen". Begonnen hatte alles mit einem in Algerien längst banalen Vorkommnis: Am 18.