Am 24. Januar 2002 starb Pierre Bourdieu, „einer der letzten großen Soziologen des 20. Jahrhunderts, die sich um disziplinäre Grenzen nicht kümmerten“, wie Jürgen Habermas über den verlorenen Freund schrieb („Frankfurter Rund- schau“, 25.1.2002), um fortzufahren: „Am tiefsten hat mich berührt, dass sich der Analytiker und Forscher, der seine nächste akademische Umgebung aus exotischer Distanz beobachten konnte, in einen ganz altmodischen Humanisten ver- wandelte, sobald er sich erregte und die Perspektive des Beobachters zugunsten des leidenschaftlich Beteiligten aufgab.“ – Bourdieu gehörte u. a. zu den Wegbereitern und Inspiratoren der Attac-Bewegung, die von Frankreich ausgehend in vielen Ländern, auch der Bundesrepublik, zusehends um sich greift. So mag man es auch als einen Beitrag zur Würdigung der politischen Wirksamkeit Pierre Bourdieus verstehen, wenn wir nachstehend ein bemerkenswertes „Manifest 2002“ der französischen Bewegung vorstellen – erstmals in deutscher Sprache, so wie seinerzeit mit freundlicher Zustimmung Bourdieus dessen unvergessene Rede vor Streikenden im Pariser Gare de Lyon am 12. Dezember 1995 (nachstehend als Reprint aus „Blätter“, 2/1996). – D. Red.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.