Ausgabe Mai 2002

Die Tino-Union

Seit der Nominierung Edmund Stoibers sind gut drei Monate ins Land gegangen. Das erste Drittel des Wahlkampfs ist gelaufen. Dieser tritt in seine zweite Phase, die der Mobilisierung. Wo aber steht die Opposition nach der ersten Etappe? Wie hat sich der Kanzlerkandidat Stoiber bisher präsentiert? In einem Satz: Das Profil ist blass geblieben. Von Ecken und Kanten keine Spur. Und die Wahlkampfstrategie der Union ging bisher weit weniger auf als geplant.

Aber der Reihe nach. Den Wahlkampfauftakt nach der Nominierung Edmund Stoibers prägten das Schaulaufen der Spin-Doctors und ihre Versuche, die Kontrahenten mit eingängigen Slogans auszustatten. Ex-„Bild“-Chef Michael Spreng verpasste dem Unions- Kandidaten ein denkbar simples Label: Ernste Zeiten brauchen einen ernsten Kanzler. Gegen den Spaß- und Medienkanzler Gerhard Schröder sollte sich Edmund Stoiber als Pflichtmensch in Szene setzen, als die authentischere Kanzlerausführung. Dahinter stand die Annahme, der Vorzeigestandort Bayern beglaubige per se Stoibers wirtschaftliche Kompetenz, vor allem im Bereich der neuen Medien. Der Rest verstand sich von selbst: Eine Negativkampagne sollte das stärkste Pferd im Stall der SPD, den Kanzler, zum lahmen Gaul stempeln.

Die puristische Kampagne des Kandidaten basierte somit auf zwei Säulen: Authentizität und Kompetenz.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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