Ausgabe Oktober 2003

Interventionsimperialismus

Von der Monroe- zur Bush-Doktrin

Auf der Suche nach Erklärung der gegenwärtigen US-amerikanischen Strategie stieß ich auf einen alten Text, der mir schon vor dreißig Jahren das Verständnis des Vietnam-Krieges erleichtert hatte. Er ist von Noam Chomsky und stammt aus dem Jahr 1972. Dort ist folgende Passage angestrichen:

"Der amerikanische Kreuzzug gegen den Kommunismus [...] schafft das psychologische Klima, in dem öffentliche Subventionen für die fortgeschrittenen Sektoren der amerikanischen Industrie zur Aufrechterhaltung einer riesigen Kriegsmaschine erreicht werden können. Nur eine Bevölkerung, die um ihr Überleben fürchtet, kann veranlasst werden, solchen Subventionen ihre Zustimmung zu geben, die zu einem zentralen Faktor der Nachkriegswirtschaft der Vereinigten Staaten geworden sind [...] Militärische Macht ist notwendig zur Kontrolle des Imperiums. Das Imperium wiederum wird als Notwendigkeit zur Garantie der militärischen Macht angesehen. Militarisierung der Wirtschaft ist ein wichtiger Faktor zur Erhaltung der ‚wirtschaftlichen Gesundheit‘. Die Kriegsdrohung und die ständige ‚Gefahr‘ innerer Aufstände in vielen Teilen der Welt tragen dazu bei, das geeignete psychologische Klima von Psychose und Konformismus aufrechtzuerhalten.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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